Tänze erotischer Leidenschaft

"Tango im Fluß ..." und "forma fortis" begeisterten mit "Café Mortale"

Von Julia Ganzleben, Mittelbayerische Zeitung vom 11.02.2003

Im konventionellen Theater werden Geschichten ja im Allgemeinen mittels Worten erzählt. Man kann Geschichten aber auch tanzen, kann Erlebnisse und Affekte - Freude, Trauer, Leidenschaft - einzig und allein mit Hilfe von Bewegungen zum Ausdruck bringen, so dass ein Theaterstück entsteht, in dem Worte fast gänzlich unnötig sind.
Diese Idee liegt dem neuen Projekt des Akrobatikduos "forma fortis" (Marion Schenk und Alexander Lenz) und des Tangopaars "Tango im Fluß..." (Christiane Solf und Sven Frais) zugrunde. Mit ihrem Artistik-Tango-Theaterstück "Café Mortale", das im Uni-Theater Premiere hatte, verbinden die beiden Duos wie schon in ihrer letzten gemeinsamen Produktion "Tango Forte" Tango mit Akrobatikeinlagen zu einem kreativen und mitreißendem Gesamtkunstwerk.
Den Handlungskern des Stückes bildet die Geschichte des Akkordeonspielers Pedro (Sepp Frank), der sich selbst lang nach Sperrstunde nicht vom Wirt Ernesto (Jürgen Lesch) aus dessen Kneipe vertreiben lässt. Mit seiner Musik zieht er Ernesto immer wieder in seinen Bann und beschwört Erinnerungen und Träume in ihm herauf, die dann als einzelne Szenen in die Rahmenhandlung eingefügt sind. Da stellt sich Ernesto zum Beispiel einen Pfarrer vor, der von einem Teufelchen betört wird und schließlich seine Kutte fallen lässt, um sich mit der Verführerin auf waghalsige Akrobatikformationen einzulassen. Oder er träumt von einem Liebespaar, daß sich vor einem rot gefärbten Hintergrund silhouettenartig in immer neuen Figurationen miteinander verbindet und voneinander löst... "forma fortis" begeisterte das Publikum bei jedem einzelnen Auftritt aufs Neue durch seine anspruchsvollen und doch mit bemerkenswerter Sicherheit ausgeführten Formationen, die stets wie eine einzige fließende und spielerisch leicht aussehende Bewegung wirkten. Die Leistung von "Tango im Fluß" beeindruckte die Zuschauer nachhaltig. Als Tanzpaar aus "goldenen Zeiten" und als "Schatten der Vergangenheit" tanzte es mit leidenschaftlicher und erotischer Eleganz durch Ernestos Träume. Zum Weinen schön und von atemberaubender Ästhetik war der Soloauftritt von Christiane Solf, die als verlassene Ehefrau Pedros sehr überzeugend die Gefühle von Verzweiflung, Sehnsucht und Wut zum Ausdruck brachte. Sie zeigte dem Publikum, dass man Tango auch alleine tanzen oder zumindest die entsprechenden Empfindungen vermitteln kann. Die Jonglage-Einlagen, die phantasievollen Gruppen-Choreographien und der Mix aus verschiedenen Musikstilen taten ihr Übriges, um den Abend zu einem fesselnden Erlebnis werden zu lassen.
Es wäre wirklich interessant zu wissen, wie viele von den weiblichen Zuschauern ihren Partnern in den kommenden Wochen mit der Bitte in den Ohren liegen werden, doch mit ihnen Tangostunden zu nehmen...

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Intimes Zwiegespräch der Körper

Christiane Solf hat den Tango Argentino zu ihrem Beruf gemacht

Von Eva Gaupp, Mittelbayerische Zeitung vom 06.07.2002

Es ist die vollkommene Harmonie zweier Körper. Der Partner erspürt die Bewegungen des Anderen, setzt die Impulse in einem Fluß um. Gefühle finden in Improvisation ihren spontanen Ausdruck. "Tango Argentino ist mehr als nur Tanzen." Für Christiane Solf ist der Tango eine Philosophie, kein einstudiertes Aneinanderreihen von Figuren. Anders als beim Standardtanz muss sich der Mann jeden einzelnen Schritt ausdenken und seine Partnerin bewusst führen.
"Mann und Frau müssen intensiv miteinander kommunizieren, sonst funktioniert es nicht." Das verlangt eine hohe Präsenz und ein hohes Maß an Konzentration. Trotzdem heißt es: Nicht denken, Kopf abschalten und einfach nur reagieren und fühlen. Es ist wie ein intimes Zwiegespräch auf dem Parkett. Dadurch gleicht kein Tanz dem anderen, momentane Emotionen und Stimmungsschwankungen wirken sich auch auf die Bewegungen aus. Der Partner wird zu einem Spiegel der eigenen Befindlichkeiten. "Man muss sich mit sich selbst auseinandersetzen. Das finde ich besonders reizvoll." Deshalb hat die 41-jährige den Tango Argentino zu ihrem Beruf gemacht.
Seit vier Jahren gibt es "Tango im Fluß", vor zwei Jahren ist die Tanzschule in die Pustetpassage gezogen. Bis die "fünf Kabuffs" in dem ehemaligen Lagerkeller allerdings so aussahen, dass auch Kurse abgehalten werden konnten, musste Christiane Solf einiges an Zeit und Geld investieren. Aber es hat sich gelohnt, denn mit dem Tannzstudio hat sie sich einen Traum erfüllt. Und zwar zu einem Zeitpunkt, als sie schon gar nicht mehr an ihn glaubte.
Christiane Solf hat schon als Kind ihre Leidenschaft für's Tanzen entdeckt, nahm Unterricht in Ballet und Modern Dance. Studiert hat sie dann allerdings Sport und als Zusatz machte sie eine Ausbildung zur Sporttherapeutin. "Für eine Balletkarriere war ich schon zu alt."
Und dann kam die schicksalhafte Begegnung: In einem Kölner Hinterhof sah sie eine Tango-Aufführung. "Es hat mich wie der Blitz getroffen." Von da an wurde der Tango Argentino "ein leidenschaftliches Hobby nebenher". Und sie begann mit ihrem Tanzpartner Sven Frais in ihrer Freizeit zu unterrichten. Als ihr Arbeitgeber in Regensburg pleite ging, machte sie sich mit ihrem Hobby selbständig. "Die Nachfrage war in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen, und so war ich mir sicher dass sich eine Tanzschule auch rechnet."
In Kursen und kompakten Seminaren geben die beiden ihre Leidenschaft an andere Tanzbegeisterte weiter und treten selbst als "TangoForte" in Shows auf. Um sich weiterzuentwickeln und sich mit Gleichgesinnten auszutauschen, besuchen sie Tango-Festivals quer durch Deutschland, laden auch Tänzer aus Argentinien zu sich ein. Die Musik kauft sie sich überall zusammen, denn Tango Argentino ist noch immer eine eher exotische Richtung, die nicht alle Plattenläden führen.

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Feurige Tangonacht im Tiefgeschoss

Quadro Nuevo heizte im Salon von "Tango im Fluß ..." den Regensburger Tänzern ein

Von Günter Bonack, Mittelbayerische Zeitung vom 12.10.2001

"Volver" - zurückgekehrt sind sie, die Musiker von Quadro Nuevo. Mit diesem Evergreen des Tangomythos Carlos Gardel eröffneten sie die Tangonacht bei "Tango im Fluß ..." in der Pustetpassage. Ein Sturm hatte die Gruppe beim Jazzweekend im Juli nach zwei Nummern von der Bühne getrieben. Nun zauberten die vier Musiker am Sonntag Melodien und Rythmen in die Beine der Tangotänzer, als wollten sie das Geburtsland des Tango, Argentinien, nach Regensburg holen.
Zurückgekehrt von einer Tournee durch Oberitalien sprühten die Musiker vor Einfallsreichtum und Energie: bei Astor Piazollas "Libertango" verband Mulo Francel das leidenschaftliche Schluchzen des Sopransaxophons mit einer Improvisation über die Lust auf neue Begegnungen.
(Sich-)Begegnen und loslassen - dieser Atem, der dem Tango seine Unsterblichkeit verleiht, ist auch für Christiane Solf das Lebenselixir des Tango. Die Diplom-Sportlehrerin leitet "Tango im Fluß ..." seit 1997, seit 1995 arbeitet sie mit ihrem Partner Sven Frais zusammen. Nach fünf Jahren der Wanderschaft durch Regensburger Tanzräume haben die beiden hier in einem Tiefgeschoss in der Pustetpassage eine Heimat gefunden und einen 180 Quadratmeter großen Tanz- und Unterrichtsraum eingerichtet.
Im Leben mit und für den Tango, sagt Christiane Solf, empfinde sie die vielen Facetten der Begegnung. Diese vielen Gesichter des Tango zeigten auch die dicht dahinströmenden Paare auf der Tanzfläche. Ein schwergewichtiger Mann führt eine selbvergessen wirkende schlanke Frau mit graziler Eleganz und Leichtigkeit, diese wiederum umgarnt ihn in kurzen schnellen Einhakschritten. Die Bewegung löst sich auf, während das Akkordeon von Heinz-Ludger Jeromin einen neuen Spannungsbogen auf die Tanzfläche wirft.
Die Quadro Nuevo's improvisierten über und spielten mit den Titeln ihrer bisher drei CD-Veröffentlichungen. Die Grenzen zwischen Tango, Jazz und Folkloreelementen wurden fliessend. Mit "Un homme et une femme" ,einer Filmmelodie nach dem gleichnamigen Film von Claude Lelouch-Krimi, heizten sie nicht nur den Beinen der Männer und Frauen ein. Die Hände erklatschten sich Zugabe um Zugabe, bis spät nach Mitternacht mit "Vol de nuit" der Weg ins Freie angesagt war.

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